Gemäß dem chinesischen Grundsatz, dass die rechte Ernährung, die erste und wichtigste Maßnahme ist, bevor Arzneimittel zum Einsatz kommen, ist es interessant sich einmal anzuschauen, wie denn einige der aromatischen Gewürze, die wir vor Allem in der Winterzeit benutzen, nach chinesischer Lehre, wirken.
Grundsätzlich verbessern Gewürze nicht nur den Geschmack, sondern auch die Bekömmlichkeit von Speisen und Gebäck. Dies tun sie durch die Verdauungssäfte anregende und dynamisierende Aromatik, die ausleitende oder zerstreuende Wirkung von Schärfe oder Bitterkeit oder ihre kühlende oder wärmende Temperatureigenschaft.
Zimtrinde (Cinnamomi Cortex / rou gui – gui zhi)
Das erste Gewürz, an das man, wenn man an Winter denkt, ist sicherlich der sinnliche, warme Zimt. In der TCM wird er auch als Arzneimittel benutzt, vor allem die Zimtrinde (lat. Cinnamomi Cortex, chin. rou gui) und die Zimtzweige (lat. Cinnamomi Ramulus, chin. gui zhi). Sie werden unter anderem zum Erwärmen eingesetzt, z.B. auch bei neu einsetzenden Infekten mit Kältegefühl, auch bei schmerzenden Extremitäten mit Kälte. Sie stärken Yang und Wei-Qi, wärmen die Körpermitte, dynamisieren Blut, trocknen, treiben Wind und Kälte aus. Die Temperatur ist sehr warm, der Geschmack scharf-aromatisch und süß. Man sagt Zimt dringt in alle zwölf Leitbahnen ein und macht sie durchgängig.
In Studien wurde eine antientzündliche (TNF-alpha und toll like Rezeptoren hemmende) und antibiotische Wirkung, sowie eine unterstützende Wirkung gegen Biofilm bestimmter chronischer Infektionen nachgewiesen. Hierfür sind vor allem Cinnamaldehyd und Eugenol hauptverantwortlich. In einigen Laborergebnissen wurde eine, das Insulin anhebende und eine, den Blutzuckerspiegel senkende Wirkung beschrieben. Eindeutige Ergebnisse liegen aber noch nicht vor.
Zum Backen und Kochen ist immer der Ceylon Zimt dem Cassia Zimt vorzuziehen, vor allem wenn kleine Kinder mitessen. Er enthält weniger Cumarin und ist auch thermisch nicht so warm. Auch in der Schwangerschaft bitte mit Vorsicht genießen!
Ingwer (Zingiberis rhizoma recens / Sheng jiang)
Der frische Ingwer ist mittlerweile aus der europäischen Küche nicht mehr wegzudenken. So zum Beispiel in winterlichen Kohl-, Wild- oder Eintopfgerichten oder in Süßspeisen, Gebäck und Kompotten.
Besonders hervorzuheben ist seine anregende Wirkung bei der Eiweißverdauung von Fleisch– und Hülsenfrüchtegerichten.
Natürlich findet der frische Ingwer (lat. Zingiberis rhizoma recens, chin. Sheng jiang) in der TCM Diätetik (Ernährungslehre der Traditionellen Chinesischen Medizin) und auch in fernöstlichen Arzneimittelrezepturen Verwendung.
Ingwer ist von seiner Thermik her warm (getrockneter Ingwer ist jedoch heiß) der Geschmack ist scharf. Der Funktionskreisbezug ist Lunge, Magen und Milz. Durch seine scharfe und warme Eigenschaft wird die Ingwerwurzel zur Beseitigung von eingedrungener Kälte aus der Oberfläche verwendet, d.h. bei beginnenden Erkältungskrankheiten. Zudem ist sie häufig Bestandteil bei Rezepturen gegen Übelkeit, Durchfall vom Kälte-Typ, Appetitlosigkeit, Reiseübelkeit und Erbrechen bei bestehender Magen-Kälte oder bei bestimmten Formen von Husten mit Kältezeichen. In Studien wurden Magenschleimhaut schützende, Magensäuresekretion anregende, leicht schmerzstillende und eine antibiotische Wirkung gegen bestimmte Keime nachgewiesen.
Gewürznelke (Caryophylli Flos / ding xiang)
Ebenso ist die angenehm süßlich-würzig duftende Gewürznelke aus der europäischen Weihnachtsbäckerei, aus wärmenden Suppen, Rotkraut, Süßspeisen oder Wildgerichten nicht wegzudenken.
Die ursprünglich ausschließlich auf den Molukken angebaute, Gewürzelke wurde 2010 vom NHV Theophrastus zur Heilpflanze des Jahres gekürt.
Genau wie in der ayurvedischen Lehre findet man die Gewürznelke in der chinesischen Ernährungslehre und in den Arzneimittelrezepturen. Die Gewürznelke (lat. Caryophylli Flos) heißt im Chinesischen ding xiang, was so viel bedeutet wie Duftnagel. Auch sie ist scharf und warm, mit Funktionskreisbezug zu Magen, Milz und Niere.
Man findet sie in Rezepturen zum Wärmen der Mitte bei kältebedingten Magen-, Darmbeschwerden, Appetitlosigkeit, Schluckauf oder Aufstoßen. Ähnlich wie dem Zimt, wird auch der Gewürznelke eine gewisse erotisierende Wirkung nachgesagt. Auch seine desodorierende Wirkung war im alten China geschätzt. In der Han Dynastie sollten die hohen Bediensteten, wenn sie mit dem Kaiser sprachen, stets eine Nelke im Mund haben.
Gewürznelken haben einen hohen Gehalt an Eugenol, dieser Wirkstoff hemmt bestimmte Pilze, Bakterien und Viren, zudem ist er leicht schmerzhemmend. Daher auch die traditionelle Anwendung bei leichteren Zahnschmerzen. Eine steigernde Galle- und Magensäuresekretion wurde in Studien nachgewiesen.
Winterzeit, die Energie zieht sich ins Innere zurück
Insgesamt kann man sagen, dass alle genannten Kräuter verschiedene Bereiche wärmen oder uns dynamisieren, d.h. das Yang anreichern. Da sich die Energie der Natur im Winter nach Innen zurückzieht und die Yin Energie ihr Maximum erreicht, kann man durch entsprechende Ernährung etwas entgegenwirken und das Yang bewahren und wärmen. Kälte bewirkt Stagnation bis zur Starre, diese zeigt sich auch im menschlichen Organismus in der kalten und dunklen Jahreszeit häufiger, besonders wenn man eine Disposition dazu hat. Im Winter bietet es sich an, weniger Rohkost und Kaltes zu sich zu nehmen oder gar gekühlte Getränke mit Eis zu sich zu nehmen. Stattdessen sollte man Speisen länger garen, um sie so zu energetisieren und wärmende und bunte Gewürze verwenden. Dies dynamisiert nicht nur den Organismus, es hat auch positive Effekte auf unsere Stimmung.
Zeit für eine Kraftsuppe aus Rind, Huhn oder fleischlos
So kann beispielsweise eine Kraftsuppe Blut, Qi und Yang aufbauen und nachhaltig von Innen wärmen.
Das Fleisch und die Gemüse stärken die Mitte und dadurch das Ying-qi (Nähr Qi), die Gewürze mit ihrer warm-scharfen, aromatischen Eigenschaft tonisieren das Abwehr-Qi (Wei-Qi) und lassen es in der Oberfläche zirkulieren, eine hervorragende Maßnahme zur Stärkung des Immunsystems in der kalten Jahreszeit.
Hierfür nehmen Sie 1/2 kg Rindfleisch am besten mit Knochen oder ein Suppenhuhn, 7-8 l Wasser, 3 Karotten, 1/2 Sellerie oder 2 Pastinaken oder Petersilienwurzeln, 1 Stange Lauch, 1/2 Zitrone mit Schale, 1 daumengroßes Stück Ingwer, 1/2 TL schwarzer Pfeffer, ein paar Nelkenstängel, 5 Wacholderbeeren, 4 Lorbeerblätter, und etwas geriebene Muskatnuss und Steinsalz nach Geschmack. Falls zur Hand: 1-2 große oder 3-4 kleine chinesische Datteln (da zao – nährt Qi und Blut gleichzeitig, eine der nährstoff- und vitaminreichsten Früchte und eine Arznei der höchsten Kategorie in der chinesischen Materia Medica des göttlichen Landmannes – Shen Nong Ben Cao Jing) und eine Prise Meeresalgen (Wakame oder ein Streifen Nori – Vorsicht bei Hashimoto) mitkochen lassen (wirkt ausgleichend in Richtung Blutaufbau und Yin).
Bitte die Zutaten samt Ingwer kalt aufsetzen und ca. 3-8 h leicht köcheln lassen, Salz nach ca. 2 h hinzugeben und die aromatischen Kräuter in der letzten Stunde und frische Petersilie zum Schluss dazugeben und mit etwas Einlage des gekochten Fleischs und fein geschnittenem, kurzdurchgegezogenem Gemüse servieren. Die Brühe kann abgeseiht in Schraubgläsern 1 Woche im Kühlschrank gelagert werden und als Grundlage für Suppen, Eintöpfe, Risotti oder pur als Zwischenmahlzeit oder als warmes Frühstück verwendet werden.
Die Suppenhuhn Variante stärkt mehr das Blut, die Rindsuppe mehr das Qi und das Yang.
Als vegetarische Variante: Auf 5 l Wasser, das gleiche Gemüse wie oben, jedoch so dass es mindestens 1 kg ist, 1 Zwiebel mit Schale geviertelt, Champignons oder Shiitake Pilze hinzufügen, Gewürze wie oben, zusätzlich 1/2 Stange Zimt. 1,5 – 2 h Stunden köcheln lassen.
Guten Appetit!
Die Dosis macht’s
Ich hoffe, ich konnte Sie etwas zum Verwenden dieser schmackhaften, besonders in der kalten Jahreszeit geeigneten Gewürze verleiten. Gerade die Verdauungsorgane profitieren häufig von diesen warmen und aromatischen Gewürzen, vor allem wenn die Speisen, die auf den Tisch kommen etwas gehaltvoller sind.
Bedenken Sie aber, dass es alle drei warme bis sehr warme Gewürze sind. Daher bitte vorsichtig damit umgehen. Dies gilt um so mehr, wenn Sie eher zu Hitze neigen, d.h. sie haben Entzündungen, leiden unter Nachtschweiß, Verstopfung, Hitzeeempfinden usw.
Sehen Sie hier weitere Hinweise zur Ernährung gemäß der Chinesischen Medizin oder über Chinesische Arzneimittelheilkunde.
Bitte beachten Sie, es handelt sich hier um Wissensvermittlung, nicht um Therapieempfehlungen bei vorliegenden Beschwerden oder Krankheiten.
Im Falle von Beschwerden, bitte wenden Sie sich an einem Arzt oder ausgebildeten Therapeuten..