Das Dünndarmfehlbesiedlungssyndrom (SIBO – small intestinal overgrowth) ist eine gesundheitliche Störung, bei der sich Bakterien, die normalerweise im Dickdarm vorkommen, über das normale Maß im Dünndarm ansiedeln und vermehren (mehr als 105 Keimen pro ml). Diese Überwucherung kann zu einer Vielzahl von unangenehmen Symptomen führen, die Lebensqualität stark beeinträchtigend wirken und beispielsweise auch die Nährstoffaufnahme stören.
Eng damit verbunden und, erst seit kurzem, ein eigenes Krankheitsbild, ist die IMO (intestinal-methanogen Overgrowth), eine Überwucherung von Keimen, die Methan produzieren. Dies kann neben dem Dünndarm, auch im Dickdarm vorkommen und Beschwerden verursachen.
Ursachen
Die genauen Ursachen von SIBO sind unterschiedlich, es gibt einige bekannte Risikofaktoren:
- Verlangsamte Darmpassage: Erkrankungen wie Diabetes, Morbus Crohn, Zöliakie, Hypothyreose, Sklerodermie, Endometrioseherde, chronischer Stress oder eine reduzierte Darmbeweglichkeit (Motilität) können das Wachstum von Bakterien im Dünndarm begünstigen.
- Anatomische Veränderungen: Veränderungen am Darm, wie Verwachsungen oder Divertikel, Störungen der Bauhin’schen Klappe (Übergang zwischen Dünn- und Dickdarm) können ebenfalls zu SIBO führen.
- Verdauungsschwäche: Mangel an Bauchspeicheldrüsenenzyme, Gallen- oder Magensaft
- Medikamente: Bestimmte Medikamente wie Antibiotika, Opiate bestimmte Antidepressiva, bestimmte Hormonpräparate können das Gleichgewicht der Darmflora stören und SIBO begünstigen. Protonenpumpeninhibitoren (PPI, sogenannter „Magenschutz“) sind auch in der Diskussion, ihre Rolle ist bei der Entstehung der Sibo aber nicht ganz geklärt.
- Andere Ursachen, z.B. das postinfektiöse Reizdarmsyndrom
Symptome
Die Symptome von SIBO und IMO können sehr vielfältig sein und ähneln denen anderer Darmerkrankungen. In vielen Fällen haben die Patienten bereits die Diagnose „Reizdarm“ erhalten. Häufig auftretende Beschwerden sind:
- Blähungen
- Aufgetriebener Bauch
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Bauchschmerzen
- Durchfall oder Verstopfung (IMO)
- Übelkeit
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Nährstoffmangel (z.B. Eisenmangelanämie)
- Hautsymptome
Diagnose der SIBO
Die Diagnose der SIBO erfolgt häufig erst spät, da die Symptome unspezifisch sind und andere Erkrankungen imitieren können. Wichtig ist differentialdiagnostisch im Vorfeld, schwerwiegendere Erkrankungen auszuschließen, falls noch nicht geschehen.
Es gibt verschiedene diagnostische Verfahren, die zur Bestätigung von SIBO eingesetzt werden können:
- Atemtest: Bei diesem Test wird eine bestimmte Menge eines Mehrfachzuckers zu trinken gegeben und anschließend wird der Atem mehrmals zu bestimmten Zeiten auf bestimmte Gase wie Wasserstoff und Methan untersucht. Ein bestimmter Anstieg dieser Konzentration dieser Gase kann auf eine bakterielle Überwucherung im Dünndarm hinweisen. Auch das Vorkommen von methanproduzierenden Keimen im Dickdarm (IMO) kann so bestimmt werden.
Die Schwefelwasserstoff basierte Sibo ist direkt in Europa noch nicht labortechnisch bestimmbar aber indirekt durch den Atemtest in Verbindung mit der Anamnese und ggf. mit einer entsprechenden Mikrobiom Analyse. - Dünndarmbiopsie: In einigen, schwerwiegenden Fällen kann von einem Facharzt eine relativ aufwendige Dünndarmbiopsie durchgeführt werden, um Gewebeproben der Dünndarmschleimhaut zu entnehmen und die mengenmäßige und spezifische mikrobielle Besiedlung zu bestimmen.
Behandlung
Die Behandlung von SIBO richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache, dem Schweregrad der Symptome und der Art der Sibo, also ob eine Überbesiedlung von wasserstoff-, methan- oder Schwefelwasserstoffproduzierenden Keimen vorliegt.
Sprechen Sie mich gerne an, wenn Sie eine Sibo bei sich vermuten, ob eine entsprechende Diagnostik in Frage kommt.
Wichtig: Dieser Artikel dient nicht zur Selbstdiagnose, sondern der allgemeinen Information und ersetzt keinesfalls eine professionelle medizinische Beratung bei einem Arzt oder Heilpraktiker.